Prominenz

3.1.1 Prominenz

Bei Prominenz handelt es sich um ein Konzept, bei dem die Attraktivität eines Akteurs innerhalb des Netzwerkes mit der Zunahme seiner Kontakte steigt. Andere Akteure bauen bevorzugt mit diesem Kontakte auf. Das Phänomen lässt sich empirisch unter anderem in Zitationsnetzwerken beobachten. So stellte Price (1965)⁠ fest, dass die Zitationen nicht binominal verteilt sind, wie es bei einem Zufallsnetzwerk der Fall wäre. Stattdessen ist die Verteilung höchst ungleich. Ein Großteil der Wissenschaftler wird sehr selten zitiert, einige wenige hingegen extrem häufig. Das Phänomen lässt sich in vielen Netzwerken wie der Verlinkung im WWW aber auch eingeschränkt in virtuellen sozialen Netzwerken mit reduzierten kognitiven Schranken1 beobachten (vgl. Kap. 5). Darauf aufbauend entwickelten Barabasi und Albert (1999)⁠ ein stochastisches, wachsendes Modell des „preferential attachment“2, um diese Struktureigenschaft sozialer Netzwerke zu simulieren. Eine weitere Ausprägung der Prominenz wird aktuell bei der Sortierung der Suchergebnisse einer dominanten Suchmaschine verwendet. Bei dem Google PageRank ist nicht die reine Anzahl von Kontakten für die Attraktivität eines Akteurs entscheidend, sondern die Qualität3 dieser Kontakte. Die Qualität ergibt sich aus der Anzahl der Kontakte des Kontaktes. Ein prominenter Akteur braucht demnach nicht zwangsläufig selbst sehr viele Kontakte, sondern lediglich eine beschränkte Anzahl dieser zu Akteuren, welche wiederum selbst gut vernetzt sind, d. h. viele oder qualitativ hochwertige Kontakte besitzen (vgl. Brin & Page 1998)⁠.

Das Verfahren ermöglicht es sogar zukünftige Prominenz, wie z. B. die Verleihung des Nobelpreises, mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit vorherzusagen. Dies haben Maslov und Redner (2008)⁠ in ihrer Analyse eines Zitationsnetzwerkes aus dem Bereich Physik nachgewiesen.

1Aufgrund computergestützter Verwaltung der Kontakte und Effekte von computervermittelter Kommunikation sind Aufbau und Aufrechterhaltung von größeren Netzwerken einfacher und weniger zeitaufwendig. Die kognitive Schranke des menschlichen Gehirns liegt bei durchschnittlich nur 150 Individuen (vgl. Dunbar 1993). Das ist „[…] die Höchstzahl der Menschen, die wir noch erkennen und zu denen wir eine Beziehung unterhalten können, »an die wir nach einer längeren Phase der Abwesenheit wieder anknüpfen können, ohne uns erklären zu müssen«“ (Christakis & Fowler 2010: 316).

2Im Verlauf dieser Arbeit wird das Modell einer ausgiebigen Prüfung unterzogen und variiert.

3Qualität ist hier nicht im Sinne von Stärke nach Wasserman und Faust (2007: 142)⁠ gemeint.

Kaiser, A. (2011): Social Virtuality – Strukturen, Dynamik, Analyse und Simulation in sozialen virtuellen Netzwerken (1. Aufl.). Herzogenrath: Shaker Verlag

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Informatiker (Dipl-Inform (FH) & MSc.), Analyst (SNA) und Fachbuchautor
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